Wintersonnenwende-Feste von der Antike bis heute

Weil in Europa ab dem 21. Dezember beziehungsweise 22. Dezember die Tage wieder länger werden, wurde am Tag der Wintersonnenwende in den meisten Kulturen der Antike und des Frühmittelalters ein großes Fest gefeiert. Es wurde nicht selten auch ein paar Tage vor oder nach der eigentlichen Wintersonnenwende begangen.

Die Wintersonnenwende für Heiden und Christen
Als der Julianische Kalenders eingeführt wurde, fiel die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember. Dass die Geburt Jesu am 24. Dezember gefeiert wurde und wird, gilt in der aktuellen wissenschaftlichen Forschung nicht als eine Überlagerung des römisch-heidnischen Sonnenkults beziehungsweise Kaiserkults, sondern als eine gleichzeitige Entwicklung: Wahrscheinlich wurde der Tag der Wintersonnenwende sogar zuerst von den Christen und später von den Römern und Heiden als Anlass für ein Fest gewählt.

Was die Quellenlage dazu betrifft, ist das Jahr 354 bislang die erste gesicherte Erwähnung des heidnischen Festes "Sol invictus": "Sol" ist das lateinische Wort für "Sonne" und "invictus" das lateinische Wort für "unbesiegbar". Dieses Sonnenfest wurde in Rom gefeiert.

Beide Gruppen – die Heiden und die Christen – verbanden die Wintersonnenwende mit der Kraft der neu erstarkenden Sonne.

Die Wintersonnenwende und das Julfest
Strittig ist unter Wissenschaftlern, ob die Germanen, die im Norden lebten, um die Wintersonnenwende herum das Julfest gefeiert haben oder nicht. Quellen dazu gibt es lediglich ein paar, und das sind vor allem Kalenderstäbe mit Runen.

Heutzutage ist das Julfest ein nordeuropäisches Fest, das im Zeitraum zwischen der Wintersonnenwende und Anfang Februar veranstaltet wird. Zelebriert wird die zunehmende Helligkeit bei Tag dank der neuen Sonnenkraft. Der Julmond, der den Auftakt des neuen Jahres markiert, wird beim rituellen Jultrinken begrüßt.

Die Periode zwischen zwischen der Wintersonnenwende und dem Dreizehnttag sind die zwölf Rauhnächte. Die Raunächte oder Rauchnächte können – je nach Region – auch erst am 25. Dezember beginnen oder weniger Tage – mindestens jedoch drei – umfassen. Sind es zwölf Rauhnächte wird diese Phase als Friedenszeit bezeichnet: Häuser werden mit immergrünen Zweigen geschmückt, die eine Schutz- und Heilwirkung haben sollen. Dazu zählen Buchsbaum, Efeu, Eibe, Fichte, Kiefer, Stechpalme, Tanne und Wacholder. Darüber hinaus werden die Häuser geräuchert mit dem Spruch "Glück ins Haus – Unglück hinaus".

Ein weiterer Brauch zur Wintersonnenwende ist es, aus einem Wald einen großen Holzklotz zu holen: Der sogenannte Julklotz sollte so groß sein, dass er zwölf Tage und Nächte brennt. Andere Feuersymbole zur Wintersonnenwende sind brennende Sonnenräder.

Die Wintersonnenwende und der Thomastag
Sofern sie am 21. Dezember stattfindet, fällt die Wintersonnenwende mit dem Thomastag des kirchlichen Heiligen-Kalenders zusammen: Der Apostel Thomas war einer der zwölf Jünger Jesu. Thomas zweifelte am längsten an der Auferstehung von Jesus Christus – bis er dessen Wunden berühren durfte.
Ein Sprichwort im Zusammenhang von Thomastag, der aktuell in der evangelischen und anglikanischen Kirche begangen wird, und Wintersonnenwende lautet: "Ab dem Thomastag wächst der Tag um einen Hahnenschrei". In einigen Gemeinden Westfrieslands, Niederschlesiens und der neuen Bundesländer werden ab dem Thomastag nach wie vor zwölf Tage lang Kirchenglocken geläutet, womit früher böse Geister vertrieben werden sollten.

Für die Thomasnacht sind ebenfalls Bräuche überliefert, die teils auf Aberglauben beruhen. Beispielsweise wurde angenommen, dass in dieser Nacht Geister besonders lange ihr Unwesen treiben konnten. In Böhmen und Thüringen wird die Thomasnacht "Durchspinn-Nacht" oder "Durchsitz-Nacht" genannt.